Mittwoch, 28. Mai 2014

Ist Kambodscha eine Alternative zu Thailand?

Immer öfter wird in letzter Zeit die Frage herangetragen, kann Kambodscha eine Alternative zu Thailand sein? Ständig steigende Preise in Thailand verbunden mit einem fallenden Euro Wechselkurs führen dazu, dass immer weniger Baht für das Leben in Thailand im Geldbeutel ist. Vorbei sind die Zeiten, in denen es für 1 Euro über 50 Baht gab.
Auch ständig sich verschärfende Bedingungen für den dauerhaften Aufenthalt in Thailandführen dazu, dass sich vor allem Rentner mit etwas schmäleren Altersbezügen immer öfter mit dem Gedanken tragen, ihren Lebensmittelpunkt in Thailand aufzugeben und ihren Altersruhesitzeventuell nach Kambodscha zu verlegen.
Sowohl Thailand als auch Kambodscha sind buddhistische Königreiche mit einer großartigen Geschichte und vielen historischen Sehenswürdigkeiten und Gemeinsamkeiten. Obwohl Thailand insgesamt gesehen eines der sichersten Länder in Südostasien ist, so ist die Lage in politischer Hinsicht eher als instabil zu betrachten und birgt für die Zukunft erhebliche Risiken. Bisher verhindert der schon über 80-jährige König Bhumibol, dass Thailand ganz auseinanderdriftet. Nach seinem Ableben dürfte der Konflikt zwischen Rothemden und Gelbhemden wohl in weitaus stärkerem Ausmaß wieder aufbrechen und sogar bürgerkriegsähnliche Formen annehmen.
Im Gegensatz dazu ist in Kambodscha der jetzt 60-Jährige Regierungschef Hun Sen seit 27 Jahren an der Macht und sorgt für politische Stabilität, was auch dazu führt, daß sich das Land immer mehr von den Leiden erholt, die ihm von den Roten Khmer während ihrer grausamen Herrschaft zugefügt wurden.
Um die Frage zu beantworten, ob Kambodscha eine Alternative zu Thailand sein kann, haben wir hier einmal die Vor- und Nachteile der beiden benachbarten Länder gegenüber gestellt.

Zunächst einmal, was spricht für Thailand

Strände: Es steht außer Zweifel, dass man in Thailand einige der schönsten Strände der Welt findet, manche sogar direkt an der Küste des Festlandes, andere auf den vorgelagerten Inseln im Süden des Landes.
Kultur: Die thailändische Kultur insgesamt unterscheidet sich recht wenig von der von Kambodscha und Laos, vor allem auch weil Thailand bis Anfang des 13. Jahrhunderts ein Teil des mächtigen Khmer-Reiches war. Ein großer Teil der thailändischen Kultur ist der Kultur der Khmers entlehnt.
Nachtleben: BangkokChiang Mai, Phuket und Pattaya verfügen alle über ein lebendiges Nachtleben, wobei das Nachtleben in diesen Städten jeweils eine eigene, unterschiedliche Entwicklung genommen hat.
Infrastruktur: Thailand verfügt natürlich über eine wesentlich bessere Infrastruktur. Internet gibt es fast überall und die Straßen und Highways sind in einem guten Zustand. In fast allen größeren Städten findet man riesige Shopping Center mit Supermärkten, Kinos, Banken etc.
Essen: Die thailändische Küche kann man einfach nur als großartig bezeichnen. Auch wer sie nicht mag, wird das neidlos anerkennen. Thailand ist allein schon wegen seiner hervorragen Küche mit ihren leckeren Spezialitäten ein Top-Reiseziel.

Was hat Kambodscha dem entgegenzusetzen?

Strände: Natürlich gibt es auch in Kambodscha großartige Strände, aber allein schon wegen des wesentlich kleineren Teils des Landes, der am Meer liegt, kann Kambodscha hier nicht mithalten. In Kambodscha gibt es jedoch noch viele Strände im ursprünglichen Zustand. Weil diese Strände bisher noch nicht erschlossen sind, findet man hier auch weniger Abfälle und Plastikmüll.
Kultur: Die thailändische Kultur ist maßgeblich beeinflusst von der Khmer Kultur. Viele historische Bauwerke und Ruinen wurden ursprünglich während der Herrschaft der Khmer errichtet. Die über 1200 Jahre alte Tempelanlage von Angkor Wat ist die bedeutendste historische Sehenswürdigkeit in Kambodscha.
Nachtleben: Das Nachtleben in Thailand ist natürlich unvergleichlich. Kambodscha kann hier nicht ganz mithalten. Das Nachtleben in Kambodscha hat einfach einen anderen Stil entwickelt, angefangen bei den eleganten Klubs und Casinos in Phnom Phen bis hin zu den einfachen Strandbuden in Sihanoukville. Ein wesentlicher Vorteil des Nachtlebens in Kambodscha besteht darin, dass es den Geldbeutel nicht so stark belastet.
Infrastruktur: Muss man die geringere Entwicklung nur als Negativpunkt ansehen? Fortschreitende Entwicklung und steigender Wohlstand sind verbunden mit höheren Preisen und einer allgemeinen Lebensart, die nicht mehr so locker ist, sondern kühler wirkt. Wer unbedingt und überall auf Internet angewiesen ist, für den ist Kambodscha momentan noch nicht der optimale Platz, was in wenigen Jahren aber anders sein dürfte.
Essen: Auch die kambodschanische Küche ist alles andere als schlecht. Zwar schmecken Curry-Gerichte in Thailand wesentlich pikanter, doch verstecken muss sich die kambodschanische Küche nicht. Auch hier gibt es gebackene Nudeln und viele andere schmackhafte und vor allem sehr preisgünstige Gerichte. Von den guten Internationalen Restaurants in Thailand einmal abgesehen, sind die westlichen Speisen in Kambodscha von besserer Qualität. Zum einen mag dies am französischen Einfluss liegen, aus der Zeit als Kambodscha französische Kolonie war, zum anderen aber auch sicher an der Tatsache, dass Ausländer als Köche in ihren eigenen Restaurants arbeiten dürfen, ohne, wie in Thailand, Restriktionen der Immigration befürchten zu müssen.
Bedingt durch den Einfluss während der französischen Kolonialzeit sind gute Baguettes, Brot und andere Backwaren, zumindest in den Städten, überall erhältlich.
Kambodschaner, oder Khmer, wie sie sich selbst nennen, sind alles andere als wohlhabend, sie sind jedoch reich an Lebensfreude. Obwohl sie nach westlichen Maßstäben kaum etwas besitzen haben sie immer ein Lächeln auf ihren Lippen. Viele Thailänder sind vor allem im letzten Jahrzehnt wohlhabender geworden, verloren gegangen ist ihnen dabei aber oft das angenehme Lächeln, das sie einstmals ausgezeichnet. Das Lächeln der Menschen in Kambodscha ist noch echt.

Was ist in Kambodscha besser?

Preise: Die Kosten für den Lebensunterhalt in Kambodscha sind einfach niedriger. Auch dort gibt es Läden, die hochpreisige Artikel führen, der normale Tourist oder Expat wird jedoch eher zu den normalen Dingen greifen. Bier ist billiger, Essen ist billiger und westliches Essen zudem meist besser, Wein und sonstige Alkoholika sind billiger, auch Unterkünfte generell sind billiger als in Thailand. Das Preisniveau insgesamt für Dinge des täglichen Bedarfs ist allgemein niedriger. Die Sachen, die teurer sind, sind spezielle Dinge, die von Touristen ohnehin kaum gekauft werden. Sehr gute und dazu noch überaus günstige französische und italienische Restaurants findet man wesentlich eher in Kambodscha.
Land und Leute: Die Leute in Kambodscha geben sich natürlicher und sind aufgeschlossener und freundlicher als in Thailand. Auch das mag am kolonialen Einfluss liegen, der die Leute gelehrt hat, dass Ausländer durchaus auch gute Dinge in die Gesellschaft einbringen können. Thais hingegen gehen ihren eigenen Weg, auch wenn eine ausländische Methode weitaus billiger und viel effektiver ist. Khmers sind prinzipiell neugieriger, wissbegierig und bereit, von Ausländern zu lernen. Sie sind nicht rechthaberisch.
Verkehr: Kambodscha ist ein sogenanntes unterentwickeltes Land, was aber auch mit sich bringt, dass viel weniger Fahrzeuge auf den Straßen anzutreffen sind. Im Gegensatz zu Thailand wird in Kambodscha, wie auch in Deutschland, auf der rechten Straßenseite gefahren. Verkehrsstaus gibt es so gut wie gar nicht. Insgesamt gesehen wird langsamer und vorsichtiger gefahren. Fußgänger werden auch nicht als Freiwild betrachtet. Im Gegensatz zu Thailand, wo tödliche Verkehrsunfälle an der Tagesordnung sind, passiert in Kambodscha weitaus weniger.
Englisch: Während viele Thailänder überhaupt kein Englisch, oder nur sehr schlecht sprechen können, wird in Kambodscha allgemein besseres Englisch gesprochen, was die Verständigung natürlich wesentlich erleichtert. Die Bereitschaft, Englisch, vor allem gutes Englisch zu lernen, ist in Kambodscha wesentlich stärker ausgeprägt. Insbesondere Jugendliche sind begierig darauf, Englisch zu lernen. Schon 13-jährige Schüler können in Kambodscha oft besser Englisch sprechen als Thais mit akademischer Bildung, obwohl Kambodschaner von ihnen oft als wesentlich dümmer abqualifiziert werden.
Polizei: Polizisten haben es in Kambodscha weitaus weniger auf Ausländer abgesehen, als dies in Thailand üblich ist. Werden Touristen in Thailand von der Polizei oft als willkommene Einkunftsquelle für die persönliche Brieftasche angesehen, so werden in Kambodscha Ausländer weitgehend als solche ignoriert. Vielmehr werden sie als willkommene Devisenbringer angesehen, die der heimischen Wirtschaft Geld bringen und damit Jobs und wirtschaftliche Sicherheit schaffen.
Visum: Wird die Vergabe von Jahresvisum und Arbeitserlaubnis in Thailand sehr restriktiv gehandhabt, so sind beide in Kambodscha wesentlich einfacher zu erhalten. Im Prinzip muss nur der Reisepass gültig sein und man bezahlt die verlangte Gebühr und erhält dann ohne irgendwelche weitere Nachweise die Erlaubnis, sich 12 Monate in Kambodscha aufzuhalten, sich geschäftlich zu betätigen oder auch selbst zu arbeiten. Ein Business-Visum kann problemlos jährlich verlängert werden, ohne persönlich beim Immigrationsbüro vorzusprechen. Meldeauflagen oder Visa-Run sind in Kambodscha unbekannt.
Arbeiten: In Kambodscha ist es relativ einfach, eine Arbeitserlaubnis (Work Permit) zu erhalten. Berufsbeschränkungen per Gesetz gibt es dort nicht. Im Prinzip kann jeder arbeiten, was er will, wenn er es denn kann. Es ist auch wesentlich einfacher, eine eigene Firma zu gründen. Außer bei Immobiliengeschäften wird dazu kein kambodschanischer Partner benötigt.

Was ist in Kambodscha schlechter?

Natürlich ist nicht alles Gold was glänzt, es gibt wie überall, auch eine ganze Reihe negativer Punkte:
  • Manche Dinge, vor allem solche, die aus Thailand importiert werden, sind in Kambodscha teurer. Die Landeswährung ist zudem nicht sehr stabil. Der Dollar fungiert hier quasi als zweite Währung.
  • Die Korruption ist weit verbreitet, sogenanntes Tea-Money wird üblicherweise für alles Mögliche erwartet. Ohne Schmiergeld dauern selbst einfache Dinge manchmal sehr lange. Erst wenn nachgeholfen wird, beschleunigt sich das Ganze rasant.
  • Obwohl auch in Thailand noch vieles im Argen liegt, ist das Umweltbewusstsein in Kambodscha überhaupt noch nicht angekommen. Überall gibt es Probleme mit Müll, dadurch bedingt auch Probleme mit Mücken und Ungeziefer.
  • Nicht überall ist die Stromversorgung stabil. Stromausfälle (Blackouts) kommen öfter vor.
  • Obwohl Thailand hier nicht unbedingt glänzt, ist der Zugang zum Internet in Kambodscha noch weitaus schlechter. Die Preise fürs Internet sind hoch, die Qualität der Zugänge hingegen schlecht.
  • Momentan dürfen Ausländer weder Grundstücke noch Häuser kaufen. Möglich hingegen ist jedoch der Kauf von Condos (Eigentumswohnungen). In der Regel ist die Bauqualität besser als in Thailand, daher liegen die Preise für gutes Wohneigentum im Schnitt über dem Preisniveau in Thailand.
  • Die Kriminalität ist in Kambodscha generell höher als in Thailand.

Fazit:

Thailand ist ein aufstrebendes Schwellenland, das sich wirtschaftlich gut entwickelt hat, das es aber auch als selbstverständlich betrachtet, fast muss man schon sagen als gottgegeben, dass Touristen ins Land kommen, bzw. Ausländer mit einem dicken Bankkonto sich hier dauerhaft niederlassen wollen. An Budget-Touristen oder Durchschnittsrentnern ist man inzwischen eher weniger interessiert. So wundert es kaum, dass immer mehr Leute, die vorhatten, sich dauerhaft in Thailand aufzuhalten, sich mehr und mehr nach Alternativen umsehen, wo sie zum einen auch mit schmälerem Geldbeutel willkommen sind und sie zum anderen ganz einfach mehr für ihr sauer verdientes Geld bekommen.
Kambodscha, vor allem die Zentren um Sihanoukville und Phnom Phen können hier durchaus ein Alternative darstellen. Insgesamt gesehen ist Kambodscha momentan in der wirtschaftlichen Entwicklung gegenüber Thailand um 20 bis 25 Jahre im Rückstand, mit allen Vor- und Nachteilen. Daher muss letztendlich nach Abwägung aller Vor- und Nachteile jeder für sich selbst beurteilen und entscheiden, was für ihn persönlich wichtig ist und ob er sich persönlich ein Leben in Kambodscha dauerhaft vorstellen kann. Als Touristenziel ist Kambodscha in jedem Fall eine gute Wahl.

Sonntag, 4. Mai 2014

Droht uns der Kollaps?

Deutschland ist bekanntlich Exportweltmeister. Neben der Warenausfuhr exportiert das Land jetzt auch ... seine Bürger. Früher waren es die Abenteuer-Suchenden: Fernweh und fremde Länder reizten. Heute sind es zuerst Facharbeiter, Hochqualifizierte und Akademiker, die gehen.
Was machen unsere Politiker? Das Übliche: Augen zu, Problem vernebeln. Auswanderung will man nicht - also streicht man das Geld für die Beratung. Doch die Vogel-Strauß-Taktik wird nichts ändern. Das hat sie noch nie vermocht. "Fast 20 Milliarden Euro sind nur der Anfang, wenn man den Experten glauben schenkt. Auf diesen Betrag schätzte das Institut der Deutschen Wirtschaft die Wertschöpfung, die Deutschland im Jahr 2006 verlorenging, weil knapp 170.000 Arbeitsplätze für Hochqualifizierte nicht besetzt werden konnten. (...) Und Besserung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil, die Lage am Arbeitsmarkt spitzt sich weiter zu..." (FAZ, 19./20. April 2008)
Sterben die Deutschen aus? Nein, soweit wird es nicht kommen. Denn vielleicht sind wir vorher alle ausgewandert.